Innovationen in der Wissensvermittlung

30.09.2019

Im September 2019 trafen sich wieder Experten aus ganz Deutschland und der Schweiz zur diesjährigen (E-)Learning Excellence Fachtagung von Congenius in Hamburg.

Der Schwerpunkt lag in diesem Jahr auf Innovationen im Bereich der betrieblichen Wissensvermittlung.

In unseren Gesprächen mit Unternehmen wird oft die Frage gestellt, was Learning Excellence eigentlich bedeutet. Welche Ziele sollen konkret erreicht werden? Welche Wege führen zu diesen Zielen? Was ist der Benchmark, mit dem wir uns vergleichen können/sollen?

Ein wichtiger Aspekt kommt aber häufig zu kurz bzw. geht im Tagesgeschäft unter: wie wird ein einmal erreichtes, exzellentes Niveau auf Dauer gehalten? Die Antwort hierauf heißt

Innovation!

Gemeint ist die kontinuierliche Innovation (Erneuerung) des Status Quo. Innovation ist in erster Linie eine Geisteshaltung, bei der Neugierde, Gestaltungswille und Umsetzungsvermögen eine glückliche Verbindung eingehen. Zu welchen Ergebnissen diese Geisteshaltung führen kann zeigen die Praxisberichte unserer diesjährigen Referenten: ein etabliertes Learning-Management-System wird durch ein neues (innovatives) System ersetzt, der klassische Herstellungsprozeß von Web-based-Trainings (WbT) wird durch agile Herstellungsprozesse abgelöst, klassische Vermittlungsszenarien werden durch den Einsatz von Lernspielen ergänzt und Virtual Reality (VR) führt kollaboratives Training in eine neue Dimension. Und dann gibt es noch Unternehmen, die sich eine Innovator Academy leisten, um das „Future Skillset“ ihrer Mannschaft zu entwickeln.

Innovation trifft Learning

Der Einstiegsvortrag von Kristina Muth, Leiterin der Innovator Academy im Innovation Center von Merck in Darmstadt war gleich einer der Höhepunkte des Tages. Merck ist ein führendes Wissenschafts- und Technologieunternehmen mit über 52.000 Mitarbeitern weltweit und einer über 350-jährigen Geschichte. So „alt“ wird man als Unternehmen nur, wenn man sich kontinuierlich verändert und Innovationen den Raum gibt, sich zu entfalten. Mit dem Innovation Center und der darin angesiedelten Innovator Academy hat Merck die Basis geschaffen, diesen Geist der Innovation in die Zukunft fortzuschreiben. Da ist es nur selbstverständlich, dass alle aktuellen Methoden der Wissensvermittlung eingesetzt und um neu interaktive Formate – wie z.B. Working-Out-Loud (WOL) – ergänzt werden.

Global Training & Learning Management – der Hapag-Lloyd Weg zum professionellen LMS

Uwe Karstens, Leiter Global Training und Intranet Management bei Hapag-Lloyd, kennt die Herausforderungen der globalen Wissensvermittlung. Hapag-Lloyd gehört zu den Top 5 der weltweiten Container Schifffahrt und beschäftigt über 12.000 Mitarbeiter aus 100 Nationen an mehr als 300 Standorten. Die Umsetzung von globalen Prozess- & Applikationstrainings steht damit vor besonderen Herausforderungen.  Mit der ersten Übernahme eines Mitbewerbers wurde 2006 das Global Training Management gegründet und erste Schritte in Richtung einer Learning-Management Lösung gemacht.

Nach dem die 2012 entwickelte Open-Source-basierte Lösung an ihre Grenzen stieß wurde 2018 ein Projekt zur Auswahl eines professionellen LMS gestartet.

In einem 3-monatigen systematischen Auswahlprozess – geführt durch Congenius – hat Hapag-Lloyd die mehr als 250 Anforderungen der beteiligten Stake-Holder aufgenommen und sich in einem mehrstufigen Auswahlprozeß für die Cornerstone Learning Suite entschieden. Durch die vielseitigen Erfahrungen mit Training Management Prozessen & – Lösungen konnte der Auswahlprozess an vielen Stellen sehr eigenständig und zielgerichtet durch Hapag-Lloyd geführt werden

Agile Methoden in E-Learning Projekten

Auch in der Produktion von E-Learning Anwendungen sind die Zeiten des sequentiellen Abarbeitens vorbei. Das „Wasserfall“-Modell wird auch hier durch agile Methoden ersetzt. Wie dies in der Praxis geschieht erläuterten Dr. Heidrun Glenski (Verlagsleitung) und Harald Schaal (Produktmanagement) vom AOK-Verlag.

Auch wenn heute noch vielfach der traditionelle Weg eingeschlagen wird – über Grob- und Feinkonzept, Drehbucherstellung, Produktion und Test sowie Implementierung – so bietet die agile Produktentwicklung doch einen Reihe von Vorteilen:

  • Bessere Beherrschbarkeit der Komplexität durch Zerlegen in kleinere Abschnitte
  • Verzicht auf überfrachtete Spezifikationslisten
  • Permanente Qualitätssicherung
  • Frühes Erkennen und Umsetzen von Änderungen
  • Höhere Kundenzufriedenheit durch kontinuierliche Beteiligung des Kunden am Erstellungsprozess

Allerdings stellt diese Art von Prozess auch hohe Ansprüche an die beteiligten Personen. Erforderlich sind

  • Bereitschaft zu Transparenz und Kommunikation
  • Konstruktiver Umgang mit Kritik und Konflikten
  • Aktive Übernahme von Verantwortung
  • Hohe Bereitschaft für Selbstorganisation

Cycle-Train – ein Lernspiel im Praxiseinsatz bei B.O.C.

Wie stellt ein stark wachsender Fahrradhändler sicher, dass seine geografisch verteilten Filialen immer mit dem aktuellen Wissen über neue Produkte, Technologien und Prozesse versorgt werden? Bis vor einigen Monaten ausschließlich durch Präsenztrainings. Das berichteten Janine Zierke (Teamleitung Personal) und Bernd Heumann (Geschäftsführer) von der BIKE & OUTDOOR COMPANY GmbH & Co. KG kurz B.O.C.

Insbesondere in der Hochsaison gibt es nur wenige Zeitfenster für Präsenztrainings, da alle Mitarbeiter auf der Fläche in den Filialen benötigt werden. Der Einstieg in das E-Learning über LMS und WbT-Produktionen wurde geprüft und verworfen. Mit derzeit ca. 80 Mitarbeitern in der Zentrale und weiteren 850 Mitarbeitern in den über 30 Filialen wäre dieser Einstieg im Hinblick auf die finanziellen Belastungen und die erforderlichen Personalressourcen nicht angemessen gewesen.

Stattdessen hat sich B.O.C. für die Einführung des Lernspiels C-Train von Congenius entschieden. Damit können Lernkampagnen zu den verschiedensten Themen in dazu passenden Zeitintervallen schnell angelegt und attraktiv an alle Mitarbeiter ausgespielt werden. Ein wesentlicher Vorteil ist die Generierung von (anonymen) Nutzerdaten – welche Themen werden in der Fläche bereits gut verstanden? Wo besteht weiterer Schulungsbedarf? Der Einsatz von Cycle-Train ergänzt die weiterhin durchgeführten Präsenztraining und bietet den „Spielern“ und dem Management zusätzlichen Nutzen.

Technische Trainings in Virtual Reality (VR)

Zum Abschluß des Tages gaben Kathrin Steiner (Festo) und Patrick Pfirrmann (Realworld-One) einen Einblick in die nahe Zukunft der technischen Trainings bei Festo. Festo gehört mit über 21.000 Mitarbeitern in 61 Ländern zu den führenden Unternehmen der Industrie-Automation.

Gemeinsam mit dem Dienstleister Realworld-One hat Festo eine technische Lösung entwickelt, wie Mitarbeiter an weit voneinander entfernten Orten gemeinsam (kollaborativ) mit einem Trainer z.B. die Funktionsweise einer technischen Anlage im virtuellen Raum lernen, ausprobieren und verstehen können. Festo will diese Technologie für die unterschiedlichsten Anwendungsfälle einsetzen.

Damit ging ein interessanter, erkenntnisreicher und auch kurzweiliger Tag zu Ende. Und Hamburg hat sich auch wieder von seiner besten Seite gezeigt.