Wer oder was ist MILLA?

19.12.2018

Am 12.12.2018 hatte ich die Gelegenheit, an der Vorstellung des Projektes MILLA durch den Arbeitskreis „Zukunft der Arbeit“ in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Berlin teilzunehmen.

Um es vorweg zu nehmen: es war eine inspirierende Veranstaltung, die vielleicht (hoffentlich) zu etwas Großem führt.

MILLA steht für Modulares Interaktives Lebensbegleitendes Lernen für Alle. Nach den Vorstellungen der Initiatoren soll es DIE zentrale Weiterbildungsplattform in Deutschland werden, für alle Bürger, Unternehmen, Verbände, Vereine etc. zu allen (standardisierbaren) Inhalten – auch und insbesondere zum Thema „Digitalsierung“. Für die Nutzer sollen keine Kosten entstehen! Die Aufwände für Betrieb, Content, Marketing etc. trägt der Betreiber (der Staat?). Wenn alles gut läuft, dann sollen das bis zu 3 Milliarden Euro pro Jahr sein. Eingespart wird dieser Betrag bei den Sozialausgaben, da gut ausgebildete Menschen nicht arbeitslos werden (sollen).

Ich bin voller Neugierde aber auch mit Skepsis nach Berlin gefahren – wahrscheinlich wie alle weiteren ca. 60 Teilnehmer auch.

Wieder so eine politische Kopfgeburt? Erleben wir die Geburtsstunde einer neuen, tonnenweise geldverschlingenden „Superagentur für Weiterbildung“? Andererseits habe ich in meinem bisherigen beruflichen Leben noch nie eine derartig ambitionierte Vision für die Weiterbildung in Deutschland gesehen. Außerdem liegt der Vorsitz des besagten Arbeitskreises bei Thomas Heilmann, der als erfolgreicher Unternehmer und umsetzungsstarker Macher bekannt ist.

Es gab einen breiten Konsenz in den Beiträgen der Anwesenden, dass eine solche Initiative nur zu begrüßen sei. Endlich mal ein eigener Antritt; nicht wieder nur die Übernahme US-amerikanischer Angebote wie Coursera, edX etc. Natürlich gab es auch Kritik, insbesondere von heute bereits auf dem deutschen Markt agierenden Anbietern, die sich u.a. Sorgen machen über den Fortbestand ihres eigenen Geschäftsmodells, falls „der Staat“ in Zukunft Weiterbildung umsonst anbietet.

Einigkeit bestand auch darin, dass die technologische Umsetzung das geringste Problem auf dem Weg zum Erfolg einer solchen Plattform sein wird. Die wirklich spannenden Fragen drehten sich vielmehr um die folgenden Themen:

  • Gibt es überhaupt die erforderliche Weiterbildungskultur in Deutschland? Und wenn nicht, wie schaffe ich sie dann?
  • Wie motivieren wir Menschen dazu, mehr als nur 4 mal 3 Minuten zu lernen und dann enttäuscht aufzugeben, da man danach immer noch nicht fließend spanisch spricht oder mit JAVA eine eigene Android App erstellt.
  • Wie kann die Quaität des Contents gesichert werden? Ist der Nutzer dafür wirklich die beste Person oder ist es nicht der Recruiter, der diesen Nutzer einstellt, oder der „Alumni“ dieser Plattform, der nach 2 Jahren sein Feedback über seinen Berufserfolg zurückspielt.
  • Wie werden die Content-Lieferanten gewonnen und bezahlt, wenn Sie bereits heute erfolgreich am Markt sind mit eigenen Abo-Modellen (z.B. Online Sprachen lernen)?

Das waren nur einige Aspekte, die in dem 2-stündigen Termin angesprochen wurden. Die Initiatoren/Abgeordneten hatten gleich zu Beginn der Veranstaltung deutlich gemacht, dass es ihnen zunächst darum geht, Informationen, Anregungen und Kritik aus der „Szene“ zu sammeln, um diese dann in den weiteren Konkretisierungsstufen von MILLA zu berücksichtigen. Antworten auf die zuvor gestellten Fragen der Teilnehmer gab es daher bei diesem ersten Austauschtermin nicht.

Wie soll es nun weiter gehen? Herr Heilmann betonte, dass dieses Vorhaben nicht den üblichen Weg eines staatlichen Projektes gehen soll – wenn die Realisierung dieser „Lernautobahn“ genauso lange dauern sollte wie die Umsetzung der A39 in Niedersachsen, dann werden erst die Enkel und Ur-Enkel der in Berlin anwesenden Teilnehmer in den Genuß von MILLA kommen.

Vielmehr habe die CDU auf ihrem Bundesparteitag am 7. und 8.12.2018 in Hamburg nicht nur AAK gewählt, sondern auch MILLA mit einem positiven Votum versehen, sodass schon in 2019 erste konkrete Umsetzungsschritte geplant sind. Welche das sein werden und wie und mit wem diese gegangen werden, werden wir dann hoffentlich bei einem der nächsten Treffen erfahren. Und vielleicht dürfen wir ja auch mit entscheiden?!

Link zur Präsentation von MILLA